Konzept
Musik im Kontext der sozialen Arbeit steht vordergründig nicht für die Vermittlung von musikalischen Kompetenzen sondern richtet sich eher an die Lebenswelt Jugendlicher und junge Erwachsene. Vielmehr steht das Erkennen, bzw. die Entfaltung eigener Potenziale und somit die Unterstützung bei der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, sowie die Stärkung und Förderung der eigenen Selbstwirksamkeit im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang steht die Musik nicht als Medium zur Erholung und Entspannung im Vordergrund sondern viel mehr als Mittel zur kreativen Selbstentfaltung.
"Musik dringt nicht ein. Musik ist bereits da. Musik deckt auf, was in einem ist, lässt uns Emotionen spüren, derer wir uns nicht bewusst sind, stürmt durch die Seele und erweckt alles zum Leben. Wie eine Wiedergeburt." (Matt Haig)
Zugänglichkeit zu Musikangeboten
Im Gegensatz zu den eher leistungsorientierten Angeboten im Musikunterricht oder an Musikschulen richten sich die Beat Production Workshops an der Niederschwelligkeit aus. Es soll ein praxisnaher Zugang zur Musik ermöglicht werden, ohne die Notwendigkeit von Vorkenntnissen. Allerdings bedeutet dies nicht, dass man einfach ein paar Knöpfe drückt, Regler hin und her schiebt oder an Knobs dreht und man hat auf Anhieb einen perfekten Beat. Es erfordert ebenfalls eine gewisse Lernbereitschaft, um sich mit den grundsätzlichen Programmfunktionalitäten, Ordnerstrukturen, Signalwegen und der Hardware vertraut zu machen. Ist dieser Weg gegangen, kann man von den mühevoll produzierten Sounds, Loops, Effekten und Instrumenten profitieren und eine Menge Spaß haben. Es gibt keinen Druck um irgendetwas zu erreichen. Lass Dich von den Klängen treiben und schau wo die Reise hinführt. Der Weg ist das Ziel!
Persönlichkeitsentwicklung
Gerade introvertierte Menschen tun sich oft schwer ihr Innenleben nach Außen zu transportieren. Musik dient daher auch als Mittel und Medium zur Kommunikation. Der musikalische Schaffensprozess bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten sich selbst Ausdruck zu verleihen. Der Erwerb von musikalischen Kompetenzen stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die auditive Wahrnehmung. Im sozialen Kontext kommt es zu Wertschätzung und führt zu einem Gefühl der Zugehörigkeit. Das Finden seiner eigenen Rolle im sozialen Umfeld ist ein wesentlicher Bestandteil des Identitätsbildungsprozesses. Diese Erfahrungen schärfen das Bewusstsein über sein Fähigkeiten und bilden das Fundament für eine starke Persönlichkeit.
Ausdruck individueller Emotionalität
Musik hat auf faszinierende und manchmal mysteriöse Art und Weise einen Einfluss auf unsere Emotionen. Sie macht uns glücklich oder rührt uns zu Tränen. Sie wirkt entspannend, kann aber auch Aggressionen auslösen. Sie weckt Erinnerungen an Verliebtheitsgefühle oder regt uns zum Tanzen an. Musik wirkt also als Transportmittel der eigenen Emotionen. Durch diverse neuronale Veränderung im Gehirn speziell im Jugendalter, ist die diese Lebensphase besonders intensiv vom Erleben bestimmter Gefühle betroffen. Der Zugang und der bewusste Ausdruck von Emotionen macht uns erst zu menschlichen Wesen. Dieses Geschenk macht uns einzigartig und verbindet uns mit der gesamten Menschheitsfamilie. Unabhängig von der Sprache sind Gefühle insbesondere bei der Musik für jeden Menschen greifbar und nachvollziehbar, im Erleben jedoch individuell.
Musikalische Bildung
Durch den Prozess der aktiven Auseinandersetzung mit Musik werden zwangsläufig Bildungsinhalte in unterschiedlichen Bereichen und Ausprägungen vermittelt. Dazu gehören beispielsweise im musiktheoretischen Bereich die Notenlehre und Harmonielehre, sowie das Herausfinden von passenden Songstrukturen im Arrangement. Außerdem besteht die Möglichkeit zum Erlernen diverser Spieltechniken wie Keyboard spielen oder Fingerdrumming. Aber auch die Gehörbildung gehören zur musikalischen Bildung. Einerseits die Einordnung bestimmter Genres und andererseits welche Stimmung sie erzeugen können . Ziel könnte es sein bestimmte Hörgewohnheiten zu überdenken und sich für neue Klangwelten zu öffnen.
Kreative Potenziale ausleben
Genies fallen nicht vom Himmel oder werden als solches geboren. Talent mag in der Genetik angelegt sein, jedoch sind in jedem Menschen kreative Kräfte angelegt. Zur Entfaltung dieser Kräfte kommt es auf die Rahmenbedingungen an. Von Vorteil ist es eine anregende und zwangsfreie Atmospähre zu schaffen. Es sind jedoch nicht spektakuläre Aktivitäten bei denen sich Kreativität zeigt sondern vielmehr in unbedeutenden musikalischen Lern- und Aneingungsprozessen. Gerade in den Phasen bei denen noch begrenzte Mittel und Kompetenzen zur Verfügung stehen, entwickeln sich kreative Lösungsansätze. Diese Prozesse geben Bestätigung und motivieren zu weiteren Handlungen, die insgesamt zu einem postiven Selbstwertgefühl führen.
Sinnvolle Freizeitgestaltung
Freizeitbeschäftigungen sind von Zeitalter, gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen abhängig. Manche überdauern Epochen, manche sind nur für bestimmte Zeitabschnitte relevant. Im 21. Jahrhundert ist bei vielen Menschen die Mediennutzung, insbesondere der digitale Medienkonsum zu einer dominanten Freizeitschäftigung geworden. Laut der aktuellen JIM-Studie hat der Medienkonsum, vor allem die Nutzung des Internets, den höchsten Stellenwert bei Jugendlichen. Musik belegt den zweiten Platz, überwiegend in passiver Form als Konsumenten. Hierbei schafft das Musizieren oder auch die digitale Musikproduktion einen hervoragenden Ausgleich, um seine Freizeit mit sinnvollen Beschäftigungen zu füllen. Der Unterschied dabei ist die aktive Form. Die bewusste und produktive Auseinandersetzung mit einer Beschäftigung. Sich vergessen, indem man mit sich und der Tätigkeit im Einklang ist. Ein kreativer Zustand des Glücks mit einer anderen Gewichtung als der reine, passive Konsum.